Susanne Kunschert, Geschäftsführende Gesellschafterin Pilz GmbH & Co. KG
Ostfildern, 20.05.2025
Pilz meistert schwieriges Umfeld im Geschäftsjahr 2024
(Es gilt das gesprochene Wort)
Die Pilz Unternehmensgruppe hat im letzten Geschäftsjahr der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Lage Rechnung tragen müssen. In 2024 erzielte unser Unternehmen einen Umsatz von 341 Millionen Euro. Das entspricht einem Rückgang von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach 3 sehr guten Jahren, war 2024 ein schwaches Jahr, vor allem in Deutschland. Der Exportanteil stieg auf 79 Prozent (plus 4,6 Prozentpunkte gegenüber 2023).
Blick in die Regionen: Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen prägend
2024 war in Europa die Abkühlung nach der überhitzten Marktentwicklung in den Jahren 2022 und 2023 deutlich spürbar. Zur Überbevorratung kam die strukturelle Krise in der Automobilbranche. Einige unserer Fokusbranchen, wie Maschinenbau, Verpackung und Intralogistik sind Teil der Automotive-Lieferkette und waren damit ebenfalls betroffen.
Für Pilz bedeutete der Auftragseinbruch im Maschinenbau einen Rückgang bei den Produkt- und Lösungsverkäufen, aber gleichzeitig eine Steigerung im Servicegeschäft mit Consulting, Engineering und Training. Denn anstatt in neue Maschinen investiert die Industrie in Wartungs- und Retrofitprojekte oder in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter.
In der Region Asien-Pazifik (APAC) haben wir ein uneinheitliches Bild: Die wirtschaftlichen Aussichten in aufstrebenden Ländern wie Indien, Vietnam und Indonesien waren positiv, während in anderen APAC-Ländern eine wirtschaftliche Instabilität, nicht zuletzt aufgrund politischer Spannungen, herrschte. Insgesamt verzeichnete Pilz auch im Raum Asia-Pacific einen Umsatz-Rückgang gegenüber 2023.
Im größten asiatischen Markt, in China, konnten wir 2024 das 10-jährige Bestehen unseres Produktions-Standorts in Jintan feiern. Im Herbst haben wir dort zwei neue Produktionslinien für Sicherheits-Lichtgitter und unsere Kleinsteuerungen PNOZmulti 2 in Betrieb genommen. Wir wollen in Asien weiter wachsen. Und wir sind bereit, die Anforderungen des asiatischen Marktes mit Blick auf Preis und Liefergeschwindigkeit zu erfüllen und gleichzeitig die hervorragende Qualität, für die wir bekannt sind, beizubehalten.
Insgesamt erlässt Asia-Pacific mehr und mehr Sicherheitsvorschriften und folgt häufig den europäischen und internationalen Standards. Hervorzuheben ist die neue europäische Maschinenverordnung. Viele Hersteller in Asien sind sich der Bedeutung für den Export und den Einsatz von in Europa entwickelten elektronischen Geräten bewusst. Wir können sagen, dass wir beim Thema Maschinensicherheit in Asien eine führende Stellung einnehmen. Wir sind das Automatisierungsunternehmen mit dem umfassendsten Dienstleistungs- und Produktangebot auf dem asiatischen Markt.
Die Märkte in Americas sind 2024 kaum gewachsen. Auch hier haben die unsicheren politischen Rahmenbedingungen zu einem Rückgang der Investitionen auf dem Markt geführt. Das Thema Maschinensicherheit nimmt auch in dieser Region an Bedeutung zu. In Nordamerika steigt mit der Rück-Verlagerung der Produktion, um die inländische Fertigung zu stärken, auch der Bedarf an Automatisierung und damit an Maschinensicherheit. Derzeit bewegt sich der Markt jedoch aufgrund der Zollpolitik der US-amerikanischen Regierung nur langsam.
Nachhaltigkeit: Governance, Soziales und Umwelt
Als Familienunternehmen denken und handeln wir generationenübergreifend und damit im besten Sinne nachhaltig. Für den künftig obligatorischen Nachhaltigkeitsbericht arbeiten wir mit einem starken externen Partner zusammen. Wir wollen nicht allein der Berichtspflicht genügen, sondern durch die gewonnenen Daten noch besser, effizienter und damit nachhaltiger werden. Nachhaltigkeit basiert auf den drei Säulen Governance, Soziales und Umwelt.
Was haben wir 2024 bei Pilz hier erreicht?
Im Bereich Governance geht es um verantwortungsvolles Handeln, mit Blick auf den Unternehmenserfolg sowie den Umgang mit den Menschen innerhalb und außerhalb unseres Unternehmens. Unseren Fokus legen wir dabei auf Integrität, Redlichkeit und Geschäftsethik. Bei allem, was wir tun, entspricht eine transparente und offene Kommunikation unseren Werten – sowohl innerhalb des Unternehmens, als auch mit Kunden, Zulieferern und anderen Geschäftspartnern. Seit 2018 haben wir bereits ein Compliance-System, das wir leben und laufend erweitern.
Im Bereich Soziales möchte ich einen Blick auf die Mitarbeiterzahlen und unsere Ausbildungsaktivitäten werfen. Entsprechend den Marktanforderungen nahm 2024 die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Pilz vor allem in den Bereichen Vertrieb und Services leicht zu: Zum Stichtag 31.12.2024 beschäftigte das Unternehmen 2.504 Menschen weltweit (+ 1,1 Prozent gegenüber 2023). Auch in Deutschland stieg die Mitarbeiterzahl leicht auf 1.032 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (+ 1,6 Prozent gegenüber 2023).
Am Stammsitz Ostfildern bilden wir seit über vier Jahrzehnten aus und können so zu einem guten Teil unseren Bedarf an Fachkräften decken. Beispiele für Karrierepfade dieser „Eigengewächse“ gibt es einige. Ein Beispiel ist unser Vice President Global Sales Operations, der als Praktikant zu Pilz kam und dann zunächst eine Ausbildung zum Mechatroniker machte, um dann ein berufsbegleitendes Studium bei Pilz zu absolvieren. Nach verschiedenen Leitungsaufgaben führt er seit Juli 2024 die Abteilung Global Sales Operations hier im Stammhaus.
Zum 31.12.2024 beschäftigten wir in Ostfildern 26 Auszubildende in fünf gewerblichen und erstmals auch kaufmännischen Ausbildungsberufen sowie 20 Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in 6 verschiedenen Studienrichtungen. Im Ausbildungsjahr 2024 haben 20 Azubis und DHBW-Studierende neu begonnen, geplant waren sogar 28. Für das Ausbildungsjahr 2025 planen wir für neue 25 Ausbildungsstellen und DHBW-Studienplätze.
Umwelt: Seit jeher gilt, dass wir energieschonend und umweltbewusst arbeiten, entwickeln und produzieren – und zwar entlang der gesamten Lieferkette, an unseren Standorten auf der ganzen Welt. Zwei aktuelle Beispiele hierfür möchte ich vorstellen: Das Nachhaltigkeitslager in Ostfildern und die Wasseraufbereitungsanlage in Jintan.
Bereits seit 2002 gibt es bei Pilz ein Repair Centre, in dem defekte Pilz Geräte fachgerecht repariert und anschließend in der gleichen Güte wieder eingesetzt werden können. Rund 6 000 Geräte pro Jahr werden dort wieder voll funktionsfähig gemacht. Mit einem Nachhaltigkeitslager führen wir diesen Gedanken fort: Früher wären Produkte mit beschädigter Verpackung, kleinen Kratzern auf dem Gehäuse oder Retouren durch Falschbestellungen unter einer Wertgrenze von 250 Euro entsorgt worden. Im Sinne der Nachhaltigkeit nehmen wir heute den Mehraufwand für Prüfung und Neuverpackung in Kauf und geben Geräten ein zweites Leben. Eine echte Win-win-win-Situation – für Pilz, den Kunden und die Umwelt!
Zweites aktuelles Beispiel: Aus den Unternehmenszielen sind für jedes Werk Nachhaltigkeitsziele abgeleitet. An jedem Standort laufen Maßnahmen, um beispielsweise den Stromverbrauch zu messen und zu senken. Verschiedene Projekte tragen außerdem dazu bei, die Abfallbilanz am jeweiligen Standort zu verbessern. In unserem chinesischen Werk haben wir kürzlich an einer Schneidemaschine für Aluminiumprofile eine Anlage für die Abwasseraufbereitung in Betrieb genommen. Diese bereitet das für den Schneidevorgang eingesetzte Wasser so auf, dass es dafür erneut genutzt werden kann – und nicht dem externen Abwasser zugeführt werden muss.
Neue Branchen, neue Technologien: Pilz wandelt sich und bleibt sich damit treu
Pilz ist breit aufgestellt. Das Unternehmen adressiert neben dem klassischen Maschinenbau auch Zukunftsbranchen wie die Bahntechnik und die Wasserstoffindustrie:
Für großes Interesse sorgte im September 2024 unsere modulare Bahnsteuerung PSSrail, die wir auf der größten Messe für Verkehrstechnik, der Innotrans, vorgestellt haben. PSSrail ist eine Weiterentwicklung unserer bestehenden Steuerungsplattform und erfüllt neu höchste Sicherheitsanforderungen bis SIL 4, ist kompatibel mit dem EULYNX-Standard sowie modular aufgebaut und damit flexibel im Bereich Signaltechnik und Bahninfrastruktur einsetzbar. In der Kombination dieser Funktionen liegt der innovative Charakter von PSSrail. PSSrail ist das Ergebnis unserer jahrelangen Erfahrung im Bereich Bahntechnik und hat sich erfolgreich in Digitalisierungsprojekten vieler europäischer Länder durchgesetzt. Darunter ist auch ein Groß-Auftrag eines Integrators, der PSSrail für die Modernisierung von Bahnübergängen in Osteuropa einsetzen wird.
Auch in Indien spielen Ausbau und Modernisierung der Bahninfrastruktur eine wichtige Rolle. Das indische Signaltechnikunternehmen Deltron setzt dabei auf Pilz. Auf der Innotrans haben wir mit Deltron offiziell die Intensivierung unserer Zusammenarbeit vereinbart: Neben der Qualität ist für Deltron vor allem die Flexibilität unserer Steuerung entscheidend. Ein weiterer Vorzug für den Einsatz in Indien ist die EULYNX-Kompatibilität. Auch wenn es ein europäisches Standardprotokoll ist, erleichtert es eine herstellerübergreifende Kommunikation weltweit, beispielsweise zwischen Stellwerk und Strecke. Zwischenzeitlich hat unsere gemeinsame Entwicklung basierend auf PSSrail die Zulassung der indischen Eisenbahnbehörde „Research Design and Standards Organisation“ (RDSO) erhalten.
Auf der Hannover Messe haben wir erfolgreich unser Angebot für die Wasserstoff-Industrie vorgestellt. Mit unseren Steuerungen und Sensoren lassen sich alle sicherheitsrelevanten Parameter wie Druck, Temperatur, Strom, Spannung sowie Gaslecks sicher überwachen. Klassisch beruht in der Branche die Sicherheit auf Mechanik (wie etwa die Funktion eines Ventils) und eine statische Prüfung von Zuständen. Automatisierungslösungen wie die von Pilz können übergreifende Überwachungsfunktionen von Bauteilen und der gesamten Prozesskette übernehmen. Dieses Konzept ebnet den Weg zur breiten Nutzung von Wasserstoff als Energieträger der Zukunft. Die Vorteile unserer Lösungen für Herstellung und Transport von Wasserstoff werden wir im zweiten Teil der Veranstaltung vorstellen.
Welche Produkte und Themen stehen bei Pilz in den nächsten Monaten im Fokus?
In der Produktgruppe Sensorik bringt Pilz 2025 Neuheiten auf den Markt, mit denen sich Maschinenprozesse nicht nur sicher, sondern auch effizienter gestalten lassen. Parallel erproben wir auch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, was für Anwendungen der Maschinensicherheit eine besondere Herausforderung darstellt. Über den Stand des Forschungsprojekts berichten wir im Anschluss an die Vorträge in einer Live-Demo.
Zudem baut Pilz sein Angebot im Bereich Dienstleistungen und Training aus. Ein Augenmerk legen wir dabei auf das Thema Industrial Security. So schult Pilz seine Kunden bei der Umsetzung der neuen gesetzlichen Vorgaben für Industrial Security, die auf EU-Ebene durch Maschinenverordnung, Cyber Resilience Act oder NIS 2 auf die Industrie zukommen. Auch hierzu erfahren wir später mehr.
Außerdem wird unser Automatisierungsunternehmen durch neue digitale Cloud-Services seine Kunden künftig dabei unterstützen, ihre Maschinen safe, secure, effizient und normenkonform zu betreiben. Wir starten gerade den Rollout unserer Myzel Lifecycle Platform. Wir werden Myzel im November auf der Messe SPS in Nürnberg 2025 offiziell der Öffentlichkeit vorstellen.
Diese Beispiele machen deutlich: Wir nehmen den notwendigen Strukturwandel an. Die Welt verändert sich, wir bleiben uns treu und wandeln uns ebenfalls, immer den Kunden im Fokus.
- Wir identifizieren neue, zukunftsträchtige Branchen wie Wasserstoff.
- Wir adressieren Zukunftsmärkte und fassen dort Fuß, wie in Indien.
- Wir unterstützen unsere Kunden dabei, die neuen Herausforderungen an die Sicherheit von Mensch und Maschine zu bewältigen.
- Und wir arbeiten an neuen Technologien wie Cloud- oder KI-Lösungen, um die Zukunft zu gestalten.
Bei allen Diskussionen um Strukturwandel, Digitalisierungsstrategien oder Überbürokratisierung muss unsere Industrie aufpassen, dass sie den Kunden und seine Bedürfnisse nicht aus den Augen verliert. Er muss im Mittelpunkt stehen. Kundenorientierung bedeutet für Pilz nicht nur gute technische Lösungen zu haben, sondern lokal vor Ort zu sein, um zu beraten und zu schulen. Wir stehen im Dienst des Kunden.
Ausblick 2025: „Gute Zukunftsperspektiven für Safety und Security“
Das Jahr 2025 zeigt bislang einen leicht ansteigenden Umsatz – allerdings ausgehend von einem niedrigen Niveau. Prognosen wie sich die Nachfrage entwickeln wird, sind aufgrund der gesamtwirtschaftlichen und politischen Lage schwierig. Wir sehen aber insbesondere in Asien und Americas gute Zukunftsperspektiven für unsere innovativen Lösungen, die für die Sicherheit von Mensch, Maschine und Umwelt sorgen.

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